Getzner setzt 5-Millionen-Auftrag für französische Bahn um
Patentierte Schwellensohle für europäische Hochgeschwindigkeitsstrecke Ost
Paris/Bürs. Die französische Bahngesellschaft SNCF baut mit der Linie LGV Est européenne ihr Hochgeschwindigkeitsstreckennetz aus. Der neue Abschnitt ermöglicht Zugfahrtgeschwindigkeiten von bis zu 320 km/h. Getzner Werkstoffe entwickelte für dieses Großprojekt eine spezielle, inzwischen patentierte Schwellensohle. Der Auftragswert beträgt fünf Millionen Euro.
Die französische Hochgeschwindigkeitsstrecke LGV Est européenne verbindet Paris mit dem Osten Frankreichs. Die neue Zugstrecke ist für eine Maximalgeschwindigkeit von 320 km/h ausgelegt. Getzner Werkstoffe als Experte für Erschütterungsschutz liefert bis 2014 für den aktuell gebauten Abschnitt Baudrecourt-Vendenheim bei Straßburg eine speziell entwickelte, inzwischen patentierte Besohlung für die Bahnschwellen.
„Diese neue Art der Schwellenbesohlung eignet sich ausgezeichnet für höhere Geschwindigkeiten. Sie senkt aber vor allem auch nachweislich die Wartungskosten einer Bahnstrecke – weil der Verschleiß geringer ist und die Fahrwege weniger Instandhaltung erfordern. So reduziert sich durch die neue Strecke die Fahrzeit zwischen Paris und Straßburg um bis zu 30 Minuten – die Züge legen die rund 400 km Schnellfahrstrecke nun in weniger als zwei Stunden zurück", erklärt Jürgen Rainalter, Geschäftsführer von Getzner. Ende 2015 wird voraussichtlich der erste reguläre Zug die neue Strecke befahren. Das Unternehmen rechnet mit weiteren Aufträgen im Zuge dieses Großprojekts.
Know-how und Lieferkapazitäten entscheidend
„Wir haben bereits in der Vergangenheit erfolgreich mit Sateba, einem führenden französischen Schwellenhersteller, zusammengearbeitet – und wir sind auch am Markt entsprechend bekannt. Entscheidend für die Auftragserteilung war aber auch, dass wir die geforderten enormen Stückzahlen in der gewünschten Zeit und Qualität produzieren und liefern können", resümiert Helmut Fuchs, Vertriebsleiter bei Getzner. Durch die schwingungsisolierende Maßnahme genießen Reisende trotz der hohen Geschwindigkeiten auf der Strecke einen sehr hohen Fahrkomfort. Für die Bahngesellschaft senken sich die Lebenszykluskosten der Strecke, da sie sich weniger schnell abnutzt.
Transeuropäische Schnellverbindung
Das Projekt LGV Est ist Teil der transeuropäischen Schnellverbindung Paris-Ostfrankreich-Südwestdeutschland (POS), die über Basel gehend bis nach Zürich reicht. Die Strecke schließt ebenso an die Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Paris und Budapest/Bratislava (TEN) an. Seit 2007 befahren sowohl der französische Hochgeschwindigkeitszug TGV als auch der deutsche ICE die rund 300 km lange Strecke LGV Est. Das Großprojekt ist in zwei Bauphasen unterteilt. Die aktuelle, zweite Phase – der etwa 106 km lange, neue Abschnitt zwischen Baudrecourt und Vendenheim bei Straßburg – wird bis 2014 realisiert. Getzner produziert und liefert hierfür das notwendige Hightech-Material. Künftig verkehren die Züge Richtung Straßburg somit schon ab Baudrecourt auf der Schnellfahrstrecke.
Entwicklung moderner Massentransportlösungen
Der Spatenstich für den zweiten Bauabschnitt erfolgte 2010. Die Europäische Union rief zur Erörterung von Massentransportlösungen eine eigene Arbeitsgruppe ins Leben. Getzner ist – in Zusammenarbeit mit der SNCF, dem Getzner-Vertriebspartner Angst + Pfister und dem Schwellenhersteller Sateba – mit einem Forschungs- und Entwicklungsteam an der Arbeit dieser Gruppe beteiligt. So entstand für die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke LGV Est eine elastische Lösung exakt nach den Vorgaben der SNCF – eine spezielle Schwellenbesohlung, die Getzner nun auch produziert.
Neue Technologie für die SNCF
„Zum effektiven Schutz des Gleisoberbaus haben wir die Besohlung genau an die Anforderungen des Projekts angepasst und eine neuartige Schwellensohle entwickelt, die inzwischen patentiert ist", erklärt Herbert Gehrig, Projektmanager Region Süd von Getzner. Die neuartige, fünf Millimeter starke Besohlung zeichnet sich durch eine optimierte Anbindeschicht aus: Im Zuge der Herstellung wird ein Montagegitter in das Polyurethan integriert. Die fertige Schwellensohle wird schließlich im Schwellenwerk in den frisch gegossenen Beton eingearbeitet. Das Gitter verbindet die Schwelle mit der Besohlung, wodurch eine ausgezeichnete und dauerhafte Verbindung der elastischen Komponenten mit der Betonschwelle gewährleistet wird. Die Schwellensohlen von Getzner sorgen für Elastizität im Gleisbett und schonen das Schotterbett. Dass sie die Kosten über die Lebensdauer einer Bahnstrecke – die sogenannten Life Cycle Costs – deutlich senken, zeigen auch die Ergebnisse der WINS-Studie „Wirtschaftlicher Nutzen von Schwellensohlen" der TU Graz.
Enormes Marktpotenzial
Seit 2006 arbeitete Getzner an der Entwicklung dieser speziellen Schwellensohle. Nach zahlreichen Tests war die Entwicklung der neuen Schwellensohle PRAG v3 im Jahr 2010 abgeschlossen. „Dieses Projekt öffnet uns eine Tür in den französischen Markt, dessen enormes Potenzial in den kommenden Jahren zum Tragen kommt: Die französische Bahn plant, in den kommenden Jahren etwa eine Million Schwellen pro Jahr im Zuge der Instandhaltungsarbeiten auszutauschen", ergänzt Alexander Herovitsch, Leitung Region Süd.
Factbox: LGV Est européenne (Europäische Hochgeschwindigkeitsstrecke Ost)
- Eckdaten: Neuer Streckenabschnitt im französischen Hochgeschwindigkeitsnetz
- Lage: Strecke Badrecourt-Vendenheim (FR)
- Streckenlänge: ca. 106 km
- Höchstgeschwindigkeit: 320 km/h
- Schwingungsisolierung: Getzner Werkstoffe GmbH
- Lösung: Neu entwickelte, patentierte Schwellensohlen vom Typ PRAG v3 mit speziellem Montagegitter
- Umsetzung: 2012-2014
- Auftragsvolumen: EUR 5 Mio.
- Getzner-Vertriebspartner: Angst + Pfister GmbH
- Auftraggeber: Schwellenwerk Sateba Streckenbetreiber: RFF (Réseau Ferré de France)
- Streckeneröffnung: Ende 2015
Schwellensohle PRAG v3 – der spezielle Nutzen
- Effektiver Schutz vor Schotterabrieb, weniger Schlupfwellenbildung in engen Bögen
- Keine Veränderung der Fahrbahnkonstruktion
- Bessere Lastverteilung und Gleislagequalität
- Erhalt der Geometrie des Schotterbettes
- Geringere Lebenszykluskosten
- Angenehmes, schnelles Reisen durch hohen Fahrkomfort
- Bis zu 25 Prozent höhere Gesamtnutzungsdauer des Gleises