Neue Geschäftsleitung bei Getzner Werkstoffe in Bürs
Ing. Jürgen Rainalter folgt Dr. Roland Pfefferkorn nach
Bürs. Das auf Schwingungsisolierung spezialisierte Unternehmen Getzner Werkstoffe erhielt mit 1. Juli einen neuen Geschäftsführer. Der seit 2009 im Unternehmen tätige Ing. Jürgen Rainalter (46) folgt Dr. Roland Pfefferkorn (61) in seiner Funktion nach. In einem Interview gaben sie einen Einblick in Vergangenes und Künftiges rund um das Unternehmen.
Das 1969 als Tochter der Getzner, Mutter & Cie. gegründete Unternehmen Getzner Werkstoffe in Bürs ist weltweit einer der führenden Spezialisten für Schwingungsisolierungen in den Bereichen Bahn, Bau und Industrie. Seit 1975 stellt das Unternehmen Werkstoffe zur Dämmung und Isolierung von Vibrationen her. Die Hightech-Werkstoffe aus Polyurethan heißen Sylomer® und Sylodyn® und entstammen der eigenen Forschung. Am 1. Juli 2011 übertrug Dr. Roland Pfefferkorn – nach insgesamt 16 Jahren als Geschäftsführer – seine Agenden an den bisherigen Vertriebsleiter, Ing. Jürgen Rainalter.
Herausforderung Asien
Dr. Pfefferkorns Zeit an der Spitze des Unternehmens ist durch mehrere Höhepunkte geprägt: „Wenn ich zurückblicke, dann waren vor allem die Gründungen der Tochtergesellschaften in Asien – Japan, China und Indien – und der Aufbau der Produktion in China bedeutende Meilensteine für mich. Diese Entscheidungen fielen nicht leicht, waren aber dafür von Erfolg gekrönt", fasst Dr. Pfefferkorn zusammen. Für den langjährigen Geschäftsführer von Getzner sind Flexibilität und Kundennähe entscheidend: „Jedes Land hat seine Eigenheiten. Der Erfolg steht und fällt mit der Fähigkeit, diese unterschiedlichen Bedürfnisse zu erkennen und danach zu handeln. In technisch anspruchsvollen Ländern bieten wir besonders hochwertige Lösungen an. Hierfür sind große Investitionen in die technische Kompetenz unserer Mitarbeiter/innen erforderlich. In anderen Ländern hingegen braucht es vor allem kostengünstige Lösungen, weil dort die Normen und Gesetze noch nicht so anspruchsvoll sind – diesen Spagat gilt es zu bewältigen", so Dr. Pfefferkorn.
Qualität und Innovation als Erfolgsmotor
Zum Erfolgsrezept von Getzner gehören laut Geschäftsführung zwei fixe Bestandteile: „Zum einen ist es die Qualität der Lösungen, zum anderen ist es die Innovationskraft, die sich primär am Nutzen der Abnehmer orientiert, die Getzner von anderen Anbietern unterscheidet. Wir haben es zum Beispiel durchwegs geschafft, unsere hohen Qualitätsstandards stets beizubehalten – und das bei einem durchschnittlichen Wachstum von 15 Prozent seit 2000. Als großen Erfolg in diesem Zusammenhang werte ich daher auch, dass wir die hohen technischen Ausschreibungsanforderungen an unsere Produkte für die Zulaufstrecke Brenner im Unterinntal bewältigt haben", unterstreicht Dr. Pfefferkorn die Meilensteine seiner Ära. Getzner entwickelt die schwingungsisolierenden Polyurethan (PU)-Werkstoffe konsequent weiter und gewinnt so kontinuierlich Marktanteile in Segmenten, die zuvor von anderen Werkstoffen besetzt waren. 2002 entschied sich Getzner für den ersten größeren Unternehmensausbau. Der hohen Nachfrage halber leitete das Management folglich auch die Anschaffung einer weiteren Fertigungsanlage zur Produktion der Werkstoffe in die Wege.
Markt für Schwingungsisolierung im Wandel
Der Markt für elastische Schwingungslösungen erlebt in den letzten Jahren einen massiven Wandel: „Der Werkstoff Polyurethan, auf dem unsere High-Tech-Werkstoffe Sylomer® und Sylodyn® basieren, hat sich gegenüber Gummi als besserer Werkstoff durchgesetzt und wird weiter an Bedeutung gewinnen. Dass sich Wettbewerber inzwischen im Wettstreit gegen Getzner Werkstoffe zusammenschließen, gibt Aufschluss über unsere Bedeutung am Markt. Wir haben mehrere Nachahmer in den Märkten. Diese Lösungen basieren jedoch auf günstigeren Werkstoffen und können keine Langzeiterprobung vorweisen. Was wir richtig machen, ist, dass wir über den Tellerrand blicken: Denn Kunden verlangen vermehrt Lösungen statt ‚nur' Produkte. Und diese können wir – aufgrund unseres Know-hows und unserer Internationalisierungsschritte – in zahlreichen Regionen und Ländern anbieten", skizziert Dr. Pfefferkorn seine Einschätzungen.
Expansion in alle vier Richtungen
Bei Getzner Werkstoffe geht das Management auch weiterhin von einem Ausbau des Industrieunternehmens aus. „Wir werden auch künftig in alle vier Richtungen wachsen: Das Stammgeschäft in Europa intensivieren wir durch noch mehr Marktnähe über die Niederlassungen. Der Mittlere Osten und Nordafrika werden auch im aktuell schwierigen Umfeld weiter an Bedeutung gewinnen. In Asien etablieren sich unsere neuen Niederlassungen in den drei Ländern. Der asiatische Raum hat für uns speziell im Bahnbereich enormes Potenzial: Die Bevölkerungszahlen steigen stetig, die Mobilität von Personen und Gütern nimmt stark zu. Um davon profitieren zu können, müssen wir technologisch weiterhin einen Schritt voraus sein. In Nord- und Südamerika geht der Aufbau bzw. die Expansion sukzessive weiter. Der Fokus unserer Arbeit liegt dabei klar auf der Mitarbeiter- bzw. Führungskräfte- und Organisationsentwicklung", fasst Jürgen Rainalter die Wachstumspläne zusammen.
Zukunftsweisendes Nachfolgemodell
Dr. Pfefferkorn wird sein Know-how und seine langjährigen Erfahrungen dem Unternehmen oder auch anderen als Berater zur Verfügung stellen. Auch intern sind die Weichen gestellt: „Ich bin sehr stolz darauf, wie reibungslos die Umsetzung unseres Nachfolgemodells an der Spitze des Unternehmens funktioniert. Viele Unternehmen wären froh, einen solchen Wechsel, wie wir ihn gerade vollziehen, so kontinuierlich gestalten zu können. Daher werde ich dieses Modell auch an Firmen, die Kontinuität im Unternehmen anstreben, gerne weitergeben", gibt Dr. Pfefferkorn einen Einblick in die Zukunft.
Konsequente Weiterführung Unternehmensstrategie
Jürgen Rainalter sieht dem Geschäftsführerwechsel gelassen entgegen: „Mein Ziel ist es, diesen Wechsel im Management bzw. im Vertrieb so reibungslos wie möglich für das Unternehmen zu gestalten. Ich werde die gemeinsam entwickelte Unternehmensstrategie konsequent weiterführen. Um die Kontinuität zu gewährleisten, haben wir uns in einem eineinhalbjährigen Nachfolgeprozess intensiv vorbereitet. In den letzten sechs Jahren hatte ich bereits die Möglichkeit, die Unternehmensstrategie mit zu gestalten", erklärt Rainalter, den Dipl. Ing. (FH) Peter Mangeng als Vertriebsleiter am 1. Juli 2011 ablöste.
Ein neuer Lebensabschnitt
Auch nach 16 Jahren an der Spitze von Getzner Werkstoffe ist Dr. Pfefferkorn voller Begeisterung: „Ich bin sehr stolz darauf, sagen zu können, dass ich mit dem Bewusstsein gehe, ein Lebenswerk gemeistert und das Unternehmen auf ein sehr hohes Niveau gebracht zu haben. Natürlich tut der Abschied im Moment weh, aber ich möchte mir selbst treu bleiben. Ich würde den selben Weg wieder einschlagen: wieder Physik studieren, viele Unternehmensbereiche kennenlernen wollen – von der Forschung & Entwicklung, Produktion bis hin zum Marketing – und auch wieder ein Unternehmen führen wollen. Ein so tolles Umfeld wie hier, mit diesem hervorragenden Eigentümer und Team, wird es wohl kein zweites Mal geben", fasst Dr. Roland Pfefferkorn diesen bedeutenden Lebensabschnitt zusammen.
Multikultureller Manager
Für Ing. Jürgen Rainalter (46), der nachfolgende Geschäftsführer von Getzner Werkstoffe, ist der Betrieb nicht neu: Schon 2004 war er als externer Strategieberater für die Firma tätig, seit Ende 2009 leitete er den Bereich Marketing und Vertrieb. Der gelernte Bauingenieur und zertifizierte Marketingplaner der Kaderschule St. Gallen, der unter anderem auch Lektor am Management Zentrum (MCI) der Universität Innsbruck ist, freut sich auf die neue Führungsaufgabe: „Die Internationalität und Innovationskraft von Getzner machen die Arbeit für mich besonders spannend. Ich beschäftige mich mit einem vielfältigen Anwendungsfeld und den damit verbundenen, komplett unterschiedlichen Anforderungen der Kunden und unterschiedlichen Zielgruppen. Eine besonders reizvolle Aufgabe ist die umfassende Entwicklung der Organisation in Bürs, aber auch der Aufbau und die Integration der neuen Standorte und Kulturen", gibt Jürgen Rainalter Einblick in seine Agenden und ergänzt: „Ich habe bereits mehrere mittelständische Unternehmen beim Aufbau unterstützt. Jetzt freue ich mich darauf, die weitere Internationalisierung von Getzner begleiten und die unterschiedlichen Kulturen näher kennenzulernen – und auch ins Land zu bringen. Es ist etwas Besonderes, zu sehen, wie sich Vorarlberger Unternehmen am Weltmarkt etablieren und durchsetzen."
Fachkräftemangel auch bei Getzner?
Leiden auch spezialisierte Unternehmen mit weltweitem Ruf wie Getzner am besagten Fachkräftemangel? „Den Fachkräftemangel bekommen wir seit rund zwölf Monaten zu spüren. Das Umfeld ist im Moment recht schwierig, um das geeignete Personal in der erforderlichen Anzahl zu bekommen. Wir arbeiten verstärkt daran, neben den erfahrenen Fachleuten auch junge Menschen für unser Unternehmen zu begeistern. Was wir gegen den Fachkräftemangel unter anderem unternehmen, ist, die Belegschaft vom ersten Tag an intensiv zu begleiten, zu fördern und Perspektiven zu bieten. Es ist uns wichtig, auch ältere, erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Unternehmen halten zu können. Wir investieren viel Geld in unsere Führungskräfte und die Mitarbeiterentwicklung. Viele Ausbildungen bieten wir auch im Hause an", so Rainalter.
Blick in die Zukunft
Jürgen Rainalter ist zuversichtlich, dass der Bedarf für vibrationsdämmende Lösungen weiter steigen wird: „Die Menschen auf der ganzen Welt werden immer sensibler, was Vibrationen und Lärm betrifft. Speziell für Getzner ist es ein Vorteil, dass die Anforderungen in diesem Bereich steigen und immer komplexer werden: Als Anbieter hochwertiger Gesamtlösungen können wir hier besonders punkten. Lösungen, die die Lebenszykluskosten (Life Cycle Costs) einer Konstruktion massiv reduzieren können, bieten weiteres Marktpotenzial. Ich gehe davon aus, dass wir in Vorarlberg und den anderen Standorten künftig wesentlich mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen werden. Bürs wird das Know-how-Zentrum bleiben. Dort werden wir auch in Zukunft neue Berechnungsprogramme und Leistungen entwickeln sowie mit unseren Kerntechnologien Werkstoffe und Lösungen produzieren", unterstreicht Jürgen Rainalter sein Bekenntnis zum Standort Bürs. Weitere Produktions- und Vertriebsstandorte in den potenziellen Märkten sollen hinzukommen. Neue Produkte, Anwendungsgebiete und viele neue Leistungs-, und Lösungsangebote sind als Ergänzung des Portfolios in Planung. „Unsere Kernkompetenz liegt auch in Zukunft in Lösungen aus Polyurethan. Wir werden auch bei den künftigen Projekten und Anwendungen die Wertschöpfung weiter steigern", fasst Jürgen Rainalter abschließend zusammen.